Alkohol oder Drogen am Steuer, wiederholt zu schnell unterwegs: Wer Zweifel an seiner Fahreignung aufkommen lässt, muss zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) – fälschlicherweise auch als „Idiotentest“ bezeichnet. Was passiert bei der MPU und wie kann man sich vorbereiten? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Ein Drink ist doch kein Problem, glauben viele Autofahrer. Weit gefehlt. Im Jahr 2016 gab es aufgrund von Fahren unter Alkoholeinfluss 225 Verkehrstote. Bei Trunkenheit am Steuer drohen deshalb empfindliche Strafen: Bußgeld, Punkte, Gerichtsverhandlung, Führerscheinentzug – und ab 1,1 Promille die Aufforderung von der Führerscheinstelle zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Was genau heißt das jetzt für die betroffenen Fahrer?
Wofür gibt es die MPU?
Gut 90.000 Personen müssen sich jährlich einer MPU unterziehen, knapp 60 Prozent davon erfolgreich. Mit dieser Begutachtung soll festgestellt werden, dass ein auffällig gewordener Fahrer in Zukunft keine Gefahr mehr für sich und andere im Straßenverkehr darstellt.
Der häufigste Grund für eine MPU ist Alkohol am Steuer.
Rund jeder zweite Fahrer bzw. jede zweite Fahrerin, die sich wegen des Anlasses „Alkohol“ erstmalig einer MPU unterziehen, werden nach der MPU als geeignet zum Führen eines Fahrzeuges eingestuft, weitere 10 Prozent müssen zusätzlich eine Nachschulung besuchen, der Rest muss erneut seine Eignung unter Beweis stellen.
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Wer muss zur MPU?
Alkohol am Steuer macht etwa die Hälfte aller MPU-Fälle aus und ist damit der häufigste Grund für die Prüfung. Wer einmal oder wiederholt bei einer Trunkenheitsfahrt auffällt oder gar in einen Unfall verwickelt ist, muss überzeugen, dass er in Zukunft das Fahren vom Trinken trennt.
Bei illegalen Drogen reichen schon Hinweise auf den Konsum für eine MPU. Wer wiederholt zu schnell fährt, dessen Fahreignung steht ebenfalls in Zweifel.
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Wie läuft die MPU ab?
Zur Untersuchung gehören ein medizinischer Check und ein Reaktionstest. Außerdem gibt es ein ausführliches Gespräch mit einem Psychologen/einer Psychologin. Diese sollen feststellen, ob man über sein Fehlverhalten ernsthaft nachgedacht hat und ob es wirklich der Vergangenheit angehört. Hier sollte man nichts verschweigen: Über Ängste zu sprechen, kann als Hinweis auf eine echte Auseinandersetzung mit Problemen sogar ein Pluspunkt sein.
Der Gutachter stellt wichtige Fragen, etwa: Worin bestand der Fehler? Wie kann man garantieren in Zukunft nicht erneut das eigene und das Leben anderer Verkehrsteilnehmer zu riskieren? Legt der Proband das alles überzeugend dar, stehen die Chancen gut, dass die Gutachter eine positive Einschätzung an die Führerscheinstelle weitergeben – und der Betroffene wieder fahren darf.
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Kann man sich auf die MPU vorbereiten?
Die Fragen der MPU führen tief in die eigene Persönlichkeit. Es ist nicht sinnvoll, mutmaßlich erwünschte Antworten auswendig zu lernen. Gutachter wollen sehen, dass der auffällig gewordene Fahrer sein Fehlverhalten wirklich verstanden hat und sein Verhalten tatsächlich ändern wird. Was hilft: Mit guten Freunden oder der Familie über sein Fahrverhalten und über den Umgang mit Alkohol und Drogen sprechen. Auch Ärzte und Beratungsstellen stehen dafür zur Verfügung.
Bei einem MPU-Vorbereitungskurs werden die gleichen Fragen durchgespielt wie später, aber ohne den Druck des Ernstfalls. Nach einer Bestandsaufnahme der eigenen Auffälligkeiten formuliert man Ansätze zur Verhaltensänderung: Wie besser mit privatem und beruflichem Stress umgehen? Wie das Trinken auf Partys lassen oder beschränken? Es folgt eine Erprobungsphase, in der es auch um Strategien bei Rückfällen geht.
Die Trainer der Vorbereitungskurse sollten studierte Psychologen mit einer entsprechenden Zusatzausbildung sein. Unseriöse Anbieter erkennt man daran, dass sie unhaltbare Versprechungen wie „100-Prozent-Chance“ und „Geld-zurück-Garantie“ machen.
Wie findet man eine MPU-Begutachtungsstelle?
Um ein MPU-Gutachten muss sich der Fahrer selbst kümmern: Aus der Liste der anerkannten Organisationen sucht man einen Träger in seiner Nähe und meldet sich dort an. Die Untersuchung kostet durchschnittlich 450 Euro – je nachdem, ob es um Alkohol-, Drogen- oder andere Auffälligkeiten geht. Empfehlenswert ist es, einen Vorbereitungskurs bei weiteren Anbietern zu besuchen, um sich bereits im Vorfeld der MPU mit der persönlichen Problematik (Alkohol, Drogen, etc.) auseinanderzusetzen.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen legt Wert auf Transparenz: Wer sich bei der MPU zweifelhaft behandelt fühlt, kann sich online ein Formular herunterladen, mit dem er sich über seine Untersuchung oder die Begutachtungsstelle beschweren kann.
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Was passiert, wenn man die MPU nicht besteht?
Kann man beim Test und im Gespräch mit dem Psychologen nicht überzeugen, fällt das Gutachten entsprechend negativ aus. Der Begutachtete kann dann selbst entscheiden, ob er es bei der Führerscheinstelle innerhalb der gesetzten Frist einreicht – tut er es nicht, wird dies allerdings ebenso negativ gewertet. Das Gutachten ist ein wichtiger Baustein für die Führerscheinstelle bei der Entscheidung, ob der Betroffene seinen Führerschein möglicherweise ganz abgeben muss oder nicht. Die MPU kann man theoretisch beliebig oft wiederholen – im Optimalfall hat man beim erneuten Anlauf aus seinen Anfangsfehlern gelernt.
Es geht um mehr als den Führerschein
Ein angenehmes Gefühl ist es zwar nicht, wenn man mit seiner Fahreignung und mit seiner Persönlichkeit auf dem Prüfstand steht. Aber: Wer sich ernsthaft mit sich und seinem Verhalten auseinandersetzt, merkt schnell, dass das nicht nur bei der MPU hilft. Auch das Miteinander im Privat- und Berufsleben verbessert sich, wenn man sich mit dem eigenen Verhalten kritisch auseinandersetzt. Ausführliche Infos rund um die MPU gibt es in dieser Broschüre der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Bilder: fotolia
Weiterführende Links
BMDV-Broschüre: "Information zur Medizinisch- Psychologischen Untersuchung (MPU)"